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Buell Firmenlogo

Allgemeines[]

Buell® (sprich: bju:l) war eine Motorradmarke, die 1983 als Kleinstbetrieb von Erik Buell gegründeten wurde. Er ist ehemaliger Rennfahrer, der bereits zuvor einige Zeit bei Harley-Davidson als Entwicklungsingenieur gearbeitet hatte. 1993 beteiligte sich Harley-Davidson Motor Company an Buell. Seit Februar 1998 hielt Harley-Davidson mit 98 Prozent die Mehrheit der Firmenanteile, bevor 2003 auch die bei Erik Buell verbliebenen 2 Prozent gekauft wurden. Erik Buell war als Chairman und Chief Technical Officer (Entwicklungschef) zuständig für Konstruktion, Erprobung und Qualität; der damalige President (Vorstandsvorsitzender) und Chief Operating Officer, Jon Flickinger, war für Produktion, Absatz und Marketing zuständig. Durch die Wirtschaftskrise 2009 wurde Harley Davidson schwer getroffen. Um die Firma zu sanieren, wurde Buell eingestellt. Am 12.11.2009 stelle Buell die Produktion nach 136.923 gebauten Maschinen ein. Buell ist damit die erste große Marke, die durch die Wirtschaftskrise verschwindet.

Firmenphilosophie[]

Buell produziert sportliche Motorräder und Naked Bikes mit zumeist leistungsgesteigerten Motoren von Harley-Davidson. Die drei konstruktiven Grundprinzipien des Firmengründers Erik Buell sind:

  1. Zentralisierung der Massen: Gruppierung möglichst vieler schwerer Bauteile eng am Schwerpunkt in der Fahrzeugmitte.
  2. Maximierung der Rahmen- & Fahrwerkssteifigkeit: verwindungssteife Einheit aus Teleskopgabel, Rahmen und Schwinge für ein spurtreues Fahrwerk.
  3. Minimierung der ungefederten Massen: leichte Felgen und Bremsanlagen für ein besseres Handling.


Modelle[]

Die meisten Buell-Modelle besitzen einen Zweizylinder V-Viertaktmotor als Antrieb. Ausnahmen bilden einerseits die Buell RW 750, ein in extrem kleinen Stückzahlen in der Anfangszeit produziertes reines Rennmotorrad mit V-Vierzylinder-Zweitakt-Motor, sowie das im Jahr 2000 vorgestellte, bis 2009 in den USA erhältliche Einsteigermodell Buell Blast mit 492-cm³-Einzylinder-Viertaktmotor.

Die in der Anfangszeit der Firma Buell entstandenen beziehungsweise nur in kleinen Stückzahlen hergestellten Modelle sind:

  • RW 750
  • RR 1000 Battletwin
  • RR 1200 Battletwin
  • RS 1200 Westwind
  • RS 1200/5 Westwind
  • RSS 1200 Westwind


Bis einschließlich Modelljahr 2002 wurden die so genannten Rohrrahmen-Modelle gebaut. Im gleichen Modelljahr wurde das erste Modell der XB-Modellreihe (auch Tankrahmen-Modelle genannt) auf dem Markt eingeführt.

Die Rohrrahmen-Modelle[]

Allen Modellen dieser Baureihe gemeinsam ist der unten offene Gitterrahmen aus Chrom-Molybdän-Stahlrohren, der mit der Einheit aus Motor/Getriebe und Hinterradschwinge vibrationsgedämpft verbunden ist. Während die Lagerung der Hinterradschwinge im Motor/Getriebegehäuse erfolgt und somit nicht von den Antriebskräften beeinflusst wird, ist die gesamte Einheit über drei Gummielemente elastisch mit dem Rahmen verschraubt. Eines der Elemente sitzt unterhalb des Lenkkopfes, die beiden anderen links und rechts seitlich in Höhe der Schwingenlagerung. Die Spurstabilität des Fahrwerks wird durch drei Pendelstützen gewährleistet, über die die Motor/Getriebeinheit mit dem Rahmen verbunden ist. Diese "Tie Bars" der sogenannten "Isoplanar"-Aufhängung lassen Bewegungen des Motors in Vertikalebene des Motorrads zu, quer dazu jedoch nicht. Ein ähnliches Konstruktionsprinzip wurde bereits ab 1967 bei der Norton Commando angewandt und dort als "Isolastic"-Aufhängung bezeichnet. In allen Rohrrahmen-Modellen wurde eine leistungsgesteigerte Version des Motors der Harley-Davidson Sportster-Baureihe mit 1.200 cm³ eingesetzt, ein Zweizylinder-V-Motor mit 45° Zylinderwinkel und Trockensumpfschmierung. Der Primärantrieb zum Fünfganggetriebe erfolgt über eine Dreifach-Rollenkette, der Sekundärantrieb über einen Zahnriemen. Die einzelnen Modelle unterschieden sich hauptsächlich durch die Art der montierten Verkleidung und die Gemischaufbereitung, zudem wurden verschiedene Vorderradgabeln verwendet:

  • S2/S2T Thunderbolt (Vergaser)
  • S1 Lightning (unverkleidet, Vergaser, Upside-Down-Gabel)
  • S1 White Lightning (unverkleidet, Vergaser, Upside-Down-Gabel)
  • S3/S3T Thunderbolt (Halbschalen-Verkleidung, Vergaser, Upside-Down-Gabel)
  • M2 Cyclone (unverkleidet, Vergaser, Standard-Teleskopgabel)
  • X1 Lightning (unverkleidet, Einspritzanlage, Upside-Down-Gabel)

Die XB-Modelle[]

Buell Lightning XB9S

Buell Lightning XB9S

Im Jahre 2002 läutete Buell mit der XB-Modellreihe eine neue Ära in der Firmenhistorie ein. Wie bei den vorigen Buell Motorrädern wurden auch hier die drei konstruktiven Grundprinzipien umgesetzt - jedoch in einem viel konsequenteren Maße. Darüber hinaus sollten so viele Bauteile wie möglich mehr als eine Aufgabe übernehmen. Im Ergebnis dient bei den XBs der Rahmen, jetzt aus Leichtmetallprofilen, gleichzeitig als Benzintank und die Hinterradschwinge als Reservoir für den Ölvorrat der Trockensumpfschmierung. Erstmals in der Geschichte des Motorradbaus verwendete Buell serienmäßig eine – außen an der Felge befestigte – "ZeroTorsionalLoad" genannte Einscheiben-Vorderradbremse. Bei dieser Bauart wirken die Bremskräfte direkt auf die Felge, ohne Torsionskräfte auf die Radspeichen auszuüben. Dies erlaubt die Verwendung besonders leichter Leichtmetallfelgen, was die ungefederten Massen deutlich verringert. Auch der für Buell-Motorräder typische, unter dem Motor angebrachte Endschalldämpfer findet sich hier wieder.

Der bei Harley-Davidson/Buell bewährte Zahnriemenantrieb wurde mit einer zusätzlichen, auf Höhe der Schwingenachse angeordneten Umlenkrolle versehen, die unabhängig von den Einfederbewegungen der Hinterradschwinge für eine konstante Spannung des Zahnriemens sorgt. Die Vorteile des Zahnriemens gegenüber Antriebsketten – Laufruhe, Wartungsarmut, geringes Gewicht, Eliminierung von Spiel im Antriebsstrang – werden somit noch gesteigert. Ein Nachspannen ist nicht nötig, folglich entfällt der Einstellmechanismus für die Hinterradachse.

Hauptbestandteil des XB-Fahrwerks ist ein Leichtmetall-Brückenrahmen aus großvolumigen Hohlprofilen, dessen Hohlräume als Benzintank genutzt werden. Der Kraftstoff befindet damit wesentlich tiefer und zentraler als bei einem Motorrad mit konventionellem Tank, was den Gesamtschwerpunkt nach unten verlagert und das Trägheitsmoment um die Längs- und Querachse verringert. Zudem verfügen die XB-Modelle über die von Buell patentierte Uniplanar Motoraufhängung, die einerseits den Motor als mittragendes Element nutzt, um die Rahmensteifigkeit zu erhöhen, andererseits über Gummielemente die konzeptbedingt starken Motor-Vibrationen im Fahrbetrieb nahezu vollständig vom Fahrer fern hält.

Auch die Hinterradschwinge ist aus Leichtmetall gefertigt. Der linke, hohl ausgeführte Schwingenarm und der Bereich um die Schwingenachse dienen als Öltank der Trockensumpfschmierung. Damit verminderte man nicht nur die Anzahl der Bauteile und das Gewicht des Motorrades, sondern schaffte auch Platz für die Unterbringung der Starterbatterie an einer besonders schwerpunktgünstigen Position, nämlich unter dem Fahrersitz.

Federung und Dämpfung übernehmen vorn eine komplett einstellbare Upside-Down-Gabel, hinten ein ebenfalls voll einstellbares Zentral-Federbein, das ohne Umlenkung direkt zwischen Rahmen und Schwinge montiert ist und durch seine diagonale Lage den ungewöhnlich kurzen Radstand erst möglich macht.

Als Antrieb der XB-Reihe dient ein leichter, luft-/ölgekühlter 45° V2-Motor mit 985 cm³ (XB9) oder 1.203 cm³ (XB12) Hubraum und elektronischer Benzineinspritzung. Auch dieser basiert konstruktiv noch weitgehend auf dem "Evo Sportster"-Motor von Harley-Davidson, wurde aber in vielen Bauteilen überarbeitet. Der Hubraumzuwachs der 12er Variante resultiert ausschließlich aus einem 17,44 mm längeren Hub. Drosselklappen- und Krümmerdurchmesser wurden, dem höheren Gasdurchsatz Rechnung tragend, vergrößert. Beide Motorvarianten verfügen über eine zusätzliche Kühlung der Kolben, indem Motoröl unter die Kolbenböden gespritzt wird. Daneben sorgen der externe Ölkühler in Verbindung mit einem hinter dem zweiten Zylinder angebrachten Kühlgebläse und das Steuergerät dafür, dass der Motor nicht überhitzt.

Über die Haltbarkeit der Motoren, ein großes Problem bei den alten Rohrrahmen-Modellen, kann man derzeit noch keine abschließende Aussage treffen. Jedoch sind die XB-Motoren thermisch gesund, die vergleichsweise wenigen Motorschäden sind fast ausschließlich auf gebrochene Antriebsritzel der Ölpumpe und Schäden am Kurbelwellenlager zurückzuführen. Ersterem Problem begegnete Buell zum Modelljahr 2006 mit einem Antriebsritzel aus einer Kupfer-Beryllium-Legierung, ab Modelljahr 2008 wurde eine komplett geänderte Ölpumpeneinheit in die Serie eingeführt, auch das Kurbelwellenlager wurde verstärkt.

Ihr trotz hoher Motorschwungmasse agiles Handling verdanken die XB-Modelle einer für Serienmotorräder extremen Fahrwerksgeometrie mit steilem Lenkkopfwinkel (69°), kurzem Nachlauf (84 mm) und einem kompaktem Radstand von nur 1.320 mm. 52 Prozent des vergleichsweise geringen Fahrzeuggewichtes (fahrfertig 205 kg) lasten auf dem Vorderrad. Die ungewöhnliche Fahrwerksgeometrie sorgt jedoch auch dafür, dass die XB-Modelle sehr empfindlich auf Fahrwerkseinstellung und Bereifung reagieren. Beim Bremsen in Schräglage zum Beispiel zeigt sich mit der bis zum Modelljahr 2006 verbauten Dunlop-Bereifung ein deutliches Aufstellmoment, welches mit den meisten freigegebenen Reifen anderer Hersteller kaum mehr auftritt. Buell hat zum Modelljahr 2007 auf die Kritik reagiert und rüstet seine Motorräder nun mit Reifen von Pirelli aus.

Die allgemeine Verarbeitungsqualität wurde gegenüber den Rohrrahmen-Modellen deutlich verbessert und liegt auf dem Niveau der meisten Mitbewerber. Schwächen zeigen sich jedoch im Detail (unsauber verlegte Kabel, korrodierende Endschalldämpfer und diverse Schrauben).

Typ XB1

  • Firebolt XB9R
  • Firebolt XB12R
  • Lightning XB9S
  • Lightning CityX XB9SX (ab MJ 2010: Lightning XB9SX)
  • Lightning XB12SX
  • Lightning XB12S
  • Lightning Low XB12Scg


Typ XB2 (anderer, längerer Rahmen, längere Schwinge, mit 66,2° bzw. 66,5° flacherer Lenkkopfwinkel, größerer Nachlauf)

  • Lightning Long XB12Ss
  • Lightning Super TT XB12STT
  • Ulysses XB12X
  • Ulysses XB12XT

Die 1125-Modelle[]

Mit dem im Juli 2007 vorgestellten Superbike 1125R beschreitet Buell nach Einführung der XB-Reihe abermals einen neuen Weg. Erstmals kommt ein flüssigkeitsgekühlter V2-Motor mit obenliegenden Nockenwellen und Vierventil-Zylinderköpfen zum Einsatz. Das Triebwerk wurde nach Buell-Spezifikationen gemeinsam mit BRP-Rotax von Grund auf neu entwickelt und wird dort exklusiv für Buell produziert. Der „Helicon®“ genannte Motor hat folgende Eckdaten:

  • flüssigkeitsgekühlter 72° V2-Viertaktmotor mit Trockensumpfschmierung
  • DOHC, Nockenwellenantrieb über selbstjustierende Steuerkette (Einlass) und Zahnrad (Auslass)
  • 4 hohlgebohrte Ventile je Zylinder, über Schlepphebel betätigt
  • Bohrung x Hub: 103,0 x 67,5 mm
  • Hubraum: 1.124,9 cm³
  • Verdichtung: 12,3 : 1
  • max. Leistung: 109 kW (148 PS) bei 9.800 1/min
  • max. Drehmoment: 111 Nm bei 8.000 1/min
  • elektronische Kraftstoffeinspritzung DDFI III mit zwei 61 mm Drosselklappenkörpern und je zwei 6-Loch-Einspritzdüsen pro Zylinder
  • Zündung über in die Zündkerzenstecker integrierte separate Zündspulen
  • Ram Air Staudruckaufladung
  • 6-Gang-Getriebe
  • hydraulisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung mit Anti-Hopping-Funktion

Der Endantrieb erfolgt linksseitig über einen Buell-typischen Zahnriemen, bei dem wie bei der XB eine Umlenkrolle für eine konstante Spannung sorgt.

Das neu konstruierte Fahrwerk ähnelt in seiner Konzeption dem der XB-Reihe. So dient auch hier der Aluminium-Brückenrahmen gleichzeitig als Kraftstofftank, das hintere Federbein stützt sich, fast horizontal liegend, direkt an Cantilever-Schwinge und Rahmen ab. Vorn übernimmt eine neue torsionssteife SHOWA Upside-Down-Teleskopgabel mit 47 Millimeter starken Tauchrohren die Federung/Dämpfung. Die Federelemente sind in Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar. Während Lenkkopfwinkel (69°) und Nachlauf (84 mm) der XB-Reihe entsprechen, fällt der Radstand mit 1.387 mm etwas länger aus.

Die von der XB bekannte 375 Millimeter große ZTL-Einscheiben-Perimeterfrontbremse ist bei der 1125R mit einem 8-Kolben-Bremssattel ausgerüstet, die leichte, direkt an der Innenseite der Schwinge angebrachte Hinterradbremse besteht aus einer 240 mm Bremsscheibe und einem Doppelkolben-Bremssattel.

Die 1125CR (das CR steht für Cafe Racer) unterscheidet sich von der 1125R in einigen Details; sie verfügt statt der Frontverkleidung über eine Lampenmaske und statt der Lenkerstummel wahlweise über einen M- oder einen Superbike-Lenker. Zudem ist die Schwinge und damit der Radstand 14 mm länger, die Endübersetzung ist kürzer gewählt.

Besondere Modelle[]

  • XBRR (Production Race Bike auf XB-Basis mit luft-/ölgekühltem 1.340 cm³ V2-Motor, ca. 110 kW Nennleistung)
  • 1125RR (über Buell Racing erhältliche Rennversion der 1125R nach AMA Superbike Reglement)

Weblinks[]

Literatur[]

  • Buell Book - History/Umbauten/Racing/Tuning, Dr. Heinrich Christmann/Carsten Heil/Jens Krüper/Vladimir Marianov/Norman Werner, Huber Verlag (2008), ISBN 978-3-927896-22-2
  • Typenkompass Harley-Davidson / Buell, Matthias Gerst, Motorbuch Verlag (2005), ISBN 3-613-02542-6


Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Buell aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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