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Yamaha R1-5546

Yamaha YZF-R1

Ein Supersportler ist ein kompromisslos auf Sportlichkeit getrimmtes Motorrad. Nicht nur die maximale Motorleistung an sich, sondern ein optimales Gewichts-Leistungs-Verhältnis und eine exzellente Fahrbarkeit (Handlichkeit, Stabilität, Traktion) stehen hier im Fokus der Entwickler.


Technik[]

2001 Yamaha YZFR600-2961

Yamaha YZF-R6

Angestrebt wird ein Leistungsgewicht von max. 1 kg/PS (bezogen auf das Trockengewicht), welches heutzutage bereits von diversen Modellen ereicht und sogar unterboten wird. Um die Leistung auf die Straße zu bringen, ist natürlich ein entsprechend ausgelegtes Fahrwerk erforderlich. Die Federung und Dämpfung ist heute klassenüblich komplett einstellbar und kann so individuell auf den jeweiligen Einsatzzweck (Landstraße, Rennstrecke) abgestimmt werden. Die Fahrwerke, im Ganzen betrachtet, zeichnen sich heute durch eine hohe Stabilität und hervorragende Handling-Eigenschaften aus.

Doppelscheibenbremsen mit Durchmessern zwischen 300 und 330 mm mit Vier- oder Sechskolben-Festsattel-Bremszangen an den Vorderrädern sorgen in Verbindung mit radialen Handpumpen für fein dosierbare, extrem hohe Bremsverzögerungen.

Die meisten Supersportler werden heute in den Hubraumklassen 600 ccm und 1.000 ccm gebaut, wobei sich für die letztgenannte, in Anlehnung an das FIM-Reglement, mittlerweile die Bezeichnung "Superbike" durchgesetzt hat. Supersport-Motorräder mit 750 ccm werden nur noch von Suzuki produziert, da Ducati die 749 nicht mehr baut.

Motorentechnisch dominieren flüssigkeitsgekühlte, kurzhubige Reihenvierzylinder-Motoren mit Kraftstoffeinspritzung, zwei oben liegenden Nockenwellen und 4 Ventilen pro Zylinder den Markt. Lediglich Ducati, KTM, Buell und Aprilia(neuerdings auch V4-Motoren) setzen auf V2-Motoren, Triumph bei der Daytona 675 und Benelli bei der Tornado als einzige Hersteller auf einen Reihen-Dreizylinder. Dabei ist es heute weitgehend Geschmacksache, ob man sich für eine Zweizylinder-, Dreizylinder- oder Vierzylinder-Maschine entscheidet, jede Bauart hat ihren eigenen Reiz und im öffentlichen Straßenverkehr ist keine davon an ihre technischen Grenzen zu bringen.

Durch ihr geringes Gewicht und die hohe Motorleistung erreichen Supersportler beeindruckende Beschleunigungswerte und Höchstgeschwindigkeiten. Die aktuell angebotenen Modelle übertreffen in ihren Fahrleistungen und -eigenschaften selbst reinrassige Rennmotorräder, mit denen noch vor 5 bis 10 Jahren Weltmeisterschaften ausgetragen wurden. So ist die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h heute schon lange kein aussagekräftiges Bewertungskriterium mehr, da hier zahlreiche Modelle Werte um 3 Sekunden erreichen. Die Beschleunigung von 0 auf 200 km/h erfolgt bei Spitzenmodellen bereits in unter 8 Sekunden (2008er Honda Fireblade: 7,5 s) . Diese Werte sind allerdings eher theoretischer Natur, da die Leistung nur von sehr geübten Fahrern in maximalen Vortrieb umgewandelt werden kann. Bei ungeübten Fahrern besteht die Möglichkeit, daß ein durchdrehender Hinterreifen die Kraft "vernichtet" (burn-out) oder sich das Motorrad nach hinten überschlägt.

Charakteristisch für Supersportler ist eine Vollverkleidung zur Verbesserung der Aerodynamik, eine nach vorne geneigteSitzposition mit tief angebrachten Lenkerstummeln; hohen, nach hinten versetzten Fußrasten und engem Kniewinkel. Ein zweiter Sitzplatz ist - sofern überhaupt vorhanden - eher als Notsitz ausgelegt.

Das erste Motorrad mit aerodynamischer Vollverkleidung war 1987 die Honda CBR600F mit 85 PS, die damit einen Trend auslöste, der bis heute anhält.

Rennsport[]

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Yamaha YZF-R6 auf Rennstrecke

Supersportler orientieren sich heute stark am Design der Rennmotorräder des MotoGP. Mit der World Superbike-WM und der Supersport-WM gibt es auch zwei populäre seriennahe internationale Rennserien.

Von einigen Herstellern gibt es Supersportler in Original-Rennlackierung zu kaufen, z. B. die Repsol-Honda-Serie. Supersportler werden von vielen Fahrern nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch auf der Rennstrecke bewegt.


Ausführungen[]

Es existieren verschiedene Abstufungen in den Modellpaletten der Hersteller von Maschinen. So sind manche Modelle Basis für den seriennahen Rennsport, andere gehen einige Kompromisse zugunsten der Alltagstauglichkeit ein. Diese Kompromisse betreffen hauptsächlich das Fahrwerk und die Ergonomie. Beispielsweise ist die Honda CBR 600 RR sportlicher, die Honda CBR 600 F insgesamt alltagstauglicher. Oberhalb von 1.000 ccm sind die Supersport-Motorräder oft eher in Richtung Tourentauglichkeit und Stabilität als auf geringes Gewicht und leichtes Handling ausgelegt, z. B. die Honda CBR 1100 XX, die Kawasaki ZZR 1400 und die Suzuki Hayabusa 1300. Man nennt diese Motorräder daher auch Sporttourer.


Hubraumklassen[]

  • Klasse bis 125 ccm: Bei den 125er Leichtkrafträdern sind Supersportler sehr populär, da viele Jugendliche die sportliche Optik sehr schätzen. Hier ist vor allem die Aprilia RS 125 das Traumbike schlechthin, auch wenn sie gedrosselt auf 15 PS/11 kW und 80 km/h technisch keine Vorteile gegenüber der moderneren Viertakt-Konkurenz mehr bietet, aber deutlich kostspieliger ist.
  • Klasse bis 400 ccm: Supersport-Maschinen von 250 bis 400 ccm wurden für den europäischen Markt einige Jahren nicht mehr produziert, es gibt sie aber gebraucht. Diese Maschinen sind mitunter Grau-Importe aus Japan, wo andere gesetzliche Rahmenbedingungen (Führerschein- und Zulassungsbestimmungen) die Maschinen bis 400 ccm populär halten. Für das Modelljahr 2008 hat Kawasaki allerdings mit der Ninja 250R wieder ein sportliches Reihenzweizylinder-Modell mit 33 PS/24 kW in dieser Klasse im Angebot, das sich besonders an Einsteiger richtet.
  • Klasse bis 600 ccm: Sie ist in Anlehnung an das FIM-Supersport-Reglement heute die eigentliche Supersport-Klasse, zu der praktisch jeder große Hersteller ein Modell im Programm hat. In dieser Klasse dominieren japanische Reihenvierzylinder. 100 PS werden in dieser Klasse schon seit einigen Jahren deutlich überboten. Aktuell sind 130 PS die magische Grenze. Die 600er gelten als drehzahlgierig mit sehr wenig Durchzug aus dem Drehzahlkeller.
  • Klasse bis 750 ccm: Sie war bis 2003 eine beliebte Hubraumklasse, da das Reglement der Superbike-WM diesen Hubraum als Obergrenze für Vierzylinder-Motoren vorsah. Seit der Reglementsänderung auf 1.000 ccm baut nur noch Suzuki mit der GSX-R 750 ein passendes Modell. Für viele ist sie jedoch der ideale Kompromiss aus dem leichten Handling und der Fahrbarkeit der 600er und der Leistungsfähigkeit der 1000er Maschinen. Die Daytona 675 von Triumph darf auf Grund eines entsprechend geänderten Reglements an der Supersport-WM teilnehmen, was auch für die Ducati 749 galt.
  • Klasse bis 1000 ccm: Die Superbikes gelten als Königsklasse der Supersportler. Hier werden mittlerweile Leistungsgewichte von weniger als 1 kg/PS erreicht. Der volle Liter Hubraum leitet sich aus dem Reglement der World Superbike WM ab, das von 2004 bis 2007 einen einheitlichen Hubraum von maximal 1.000 ccm vorschrieb. Hinzu kommt, dass auch im MotoGP von 2002 bis 2006 ein Hubraumlimit für Viertaktmotoren von 990 ccm galt.
  • Klasse über 1000 ccm: Diese Klasse hatte in den letzten Jahren ein wenig an Bedeutung verloren und man fand in erster Linie große Sporttourer wie die Kawasaki ZZR 1400 und die Honda CBR1100XX. Aber seit 2008 hat sich der Wind gedreht: Ducati hat mit der 1098 einen rennstreckentauglichen Zweizylinder-Supersportler im Programm, auch KTM mit der 1190 RC8 und Buell mit der 1125R bieten ab 2008 vergleichbare Supersportler über 1.000 ccm Hubraum an. Insbesondere das geänderte Reglement der Superbike-WM gab dieser Klasse neuen sportlichen Schub: Zweizylinder dürfen jetzt mit bis zu 1.200 ccm Hubraum mitfahren.


Freiwillige Selbstbeschränkung[]

Bis zum Jahr 1998 hatten sich die damals marktbeherrschenden Motorradhersteller Honda, Yamaha, Kawasaki und Suzuki darauf verständigt, für den deutschen Markt nur Modelle bis zu einer Leistungsobergrenze von maximal 100 PS/74 kW anzubieten. Der deutsche Hersteller BMW-Motorrad beschränkte sich auf maximal  98 PS/72 kW.

Steigende Unfallzahlen hatten in den Medien eine kontroverse Diskussion über die Leistung der Motorräder und deren Beherrschbarkeit ausgelöst und für eine negative Berichterstattung gesorgt. Mit der Selbstbeschränkung sollte dem Rechnung getragen und einer gesetzlichen Regelung zuvorgekommen werden.

Es waren zwar Modelle mit einer Leistung über 100 PS erhältlich, hier handelte es sich jedoch um sogenannten "Grauimporte", also Modelle die nicht über die offiziellen deutschen Importeure eingeführt wurden.

1998 war die Suzuki Hayabusa 1300 das erste Motorrad auf dem Markt, das mit dieser Beschränkung brach und mit damals unglaublichen 175 PS/129 kW auf den Markt kam. Die Reaktion in den Medien, außer in vielen Fachzeitschriften, fiel entsprechend kritisch aus. Da die anderen Hersteller sich im Nachteil sahen, kamen seit dem zahlreiche Modelle weit jenseits der 100 PS auf Markt. Die Versicherer reagierten darauf mit einer neuen, deutlich teureren Versicherungsklasse:  Krafträder mit mehr als 98 PS/72 kW. Da die zulässige Serienstreuung der Motorleistung bei +/- 5% liegen darf, war diese Regelung sehr kundenunfreundlich und stark auf die Belange von BMW-Motorrad zugeschnitten.

Die japanischen Hersteller boten vielfach Kits zur Leistungsreduzierung der 100-PS-Modelle an, bei der Yamaha FZ750 bestand so ein Kit z.B. aus 4 dünnen Stahlscheiben die zwischen Zylinderkopf und Krümmern eingelegt wurden und den Querschnitt verjüngten. Nach einer technischen Abnahme durch TÜV oder DEKRA konnten dann über die Zulassungsstelle die Fahzeugpapiere geändert werden.

Auch in Frankreich war lange eine Leistungsreduzierung ab Werk üblich.

Manchen Motorrädern wird nachgesagt, werksseitig mit einer geringeren Motorleistung homologiert zu sein, als tatsächlich vorhanden ist. So gilt die Suzuki Bandit 1200 schon seit Jahren im Originalzustand als ca. 110 PS/81 kW stark, obwohl sie ab Werk mit versicherungsgünstigeren 98 PS/72 kW angegeben ist.

Jahre später folgte statt dessen eine freiwillige Selbstbeschränkung der Endgeschwindigkeit auf 299 km/h, um eine Regelung seitens des Gesetzgebers zu verhindern und um Kritiker zu beschwichtigen. Kleinere Hersteller, wie MV Agusta, beteiligen sich oft nicht an diesen Maßnahmen.

Siehe auch: Drossel, Leistung


Kosten[]

Neue Supersportler zu fahren ist eine der kostspieligeren Arten, Motorrad zu fahren. Die Maschinen sind, abgesehen vom fünfstelligen Kaufpreis, in der Versicherung sehr teuer, da sie oft gestohlen oder in Unfälle verwickelt werden.

Beispiel von 2007: Honda Fireblade, 172 PS/127 kW, 13.540 € Listenpreis, DEVK Versicherung, Zulassungsort Bochum: Haftpflicht (SF 0): 390,58 €/Jahr; Teilkasko ohne Selbstbeteiligung: 497,40 €/Jahr; Vollkasko mit 150 € Selbstbeteiligung (SF 0). Der Zulassungsort hat allerdings entscheidenden Einfluß auf die Prämienhöhe. Basierend auf dem voranstehenden Beispiel der TK mit € 150 SB ergäbe sich für den Zulassungsort Landshut (Bayern) ein jährlicher Preis von rund € 150, in Zittau von rund € 800.

Gebrauchte Supersportler können oftmals wegen der häufigen Modellwechsel und des damit einher gehenden Wertverlustes sehr günstig erworben werden. Das Problem mit den hohen Versicherungskosten (besonders über 98 PS) bleibt freilich bestehen.

Einige Motorradfahrer lassen ihre Maschinen deshalb freiwillig auf 98 PS drosseln.


Rolle in der Branche[]

Supersportler gehören am Markt zu den populärsten Motorradmodellen. Innerhalb der Motorradindustrie haben die Supersportler eine besondere Bedeutung. Zum einen sind sie oft Homologationsmodelle für den prestigeträchtigen internationalen Rennsport, zum anderen ist der Titel des stärksten/leichtesten/schnellsten Seriensportlers gut für das Marketing und damit für den kommerziellen Erfolg am Markt. Bei der Einführung neuer Komponenten (u. a. Lenkungsdämpfer, Traktionskontrolle, Anti-Hopping-Kupplung, Rennsport-ABS) und Werkstoffe (Titan, Magnesium, Carbon,...) sind die Sportler durch den großen Wettbewerb traditionell zuerst an der Reihe. Auch bei der Motorenentwicklung nehmen sie eine führende Rolle ein. Die Ergebnisse dieser Entwicklungen kommen dann oft zeitverzögert in diversen anderen Modellreihen der Hersteller zum Einsatz, oft werden komplette Supersportler-Motoren leistungsreduziert und leicht modifiziert in anderen Motorrädern eingesetzt. Die Änderungen beziehen sich meist auf den Verlauf der Kraftentfaltung; die Spitzenleistung wird beschnitten um mehr Kraft in unteren Drehzahlbereichen oder über ein breiteres Drehzahlband zur Verfügung zu stellen. Als Beispiel seien hier die Motoren der Honda Fireblade oder der Yamaha R1 genannt , die in der CB1000 R oder der FZ1/FZ1 Fazer eingesetzt werden (Stand 2009).


Links[]

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